Kona Diary: Race Day

The Big Day startete wie immer um ca. 3 Uhr Morgens mit essen. Recht zeitig um 4:50 Uhr ging’s dann Richtung Kona. Als erster Programmpunkt stand das sogenannte „Bodymarking“ an. Jedem Teilnehmer wird seine Startnummer mit einem Tattoo auf den Oberarm gedruckt. Hier kommt das erste mal richtige Weltmeisterschaftsstimmung auf. Anschließend wurden alle Teilnehmer beim „Medical Weigh-In“ abgewogen. Ab in die Wechselzone Radflaschen montieren und meine Eigenverpflegung abgeben. Dann verabschiedete ich mich von meinen Betreuern. Ich hatte noch etwas Zeit bis zum Start um mich zu sammeln bzw. zu fokussieren.

    

Nach dem Start der Profifrauen um 6:35 gings ins Wasser. Der Start erfolgt ca. 100m vor dem kleinen Strand im Wasser. Mein Gedanke war: „Hey wenn ich schon mal hier bin dann gleich in die erste Reihe!“ Je näher es zum Start ging umso enger wurde es. Die Athleten von hinten drückten nach vorne und an der imaginären Startlinie standen die Lifeguards und ahndeten jede „Übertretung“ mit einem Schubser nach hinten. Ich hatte vor dem Start eine kurze Panikattacke da ich mich kaum mehr über Wasserhalten konnte dadurch das die Athleten so dicht gedrängt schwammen.
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Als dann um Punkt 7 Uhr endlich der erlösende Startschuss kam war dies nicht nur der Beginn der Ironman World Championships sondern gleichzeitig der Beginn einer großen Schlägerei. Ich versuchte mich so gut es geht aus dem Gerangel rauszuhalten. Allerdings lässt sich bei 1800 Age Groupern Feindkontakt kaum vermeiden. Vor allem bei den Bojen war das Gedränge unglaublich groß. Auf dem Rückweg hoffte ich, dass ich mich ein wenig freischwimmen kann. Dies gelang mir nur bedingt. Mein Traum vor dem Rennen war meine Schwimmzeit von Zürich zu toppen. Als es in Richtung Wechselzone ging kam mir das Schwimmen extrem lang vor. Vor dem Zugang zum Wechselzelt stand eine Uhr ich konnte es kaum fassen ich bin 1:02h geschwommen. 5 Minuten schneller als in Zürich.

Euphorisiert von meiner Schwimmzeit ging’s ins rappelvolle Wechselzelt. Zuvor noch das Salzwasser unter den Duschen abwaschen. Ich hatte Schwierigkeiten einen Platz im Wechselzelt zu finden um meine Sachen in Ruhe zu ordnen. Nach 2:40 min saß ich auf dem Rad.

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Zuerst ging es auf einer ca. 10km langen Schleife einmal durch Kailua-Kona. Innerhalb des Stadtgebiets waren extrem viele Fans an der Strecke. Mein Ziel war mich nicht zu sehr mitzureißen lassen und fuhr meinen Rythmus. Auf der Strecke war sehr dichter Verkehr. Teilweise wurde in Dreier-Reihen nebeneinander gefahren. Zurück in Kona ging’s die Palani Road nach oben. Im Fernsehen schaut die Palani nicht so steil aus wie sie in Wirklichkeit ist. Vor allem beim Laufen muss man ordentlich kämpfen, dass man nicht zu gehen beginnt. Aber dazu später. Wenn man die Palani passiert hat geht’s auf den Queen-K Highway und das ist der Teil an den jeder denkt wenn er Hawaii hört. Sehr lange schnurstracks gerade Streckenabschnitte, flirrende Hitze und die Athleten aufgefädelt zu einer langen Perlenkette. Es geht recht hügelig bis zur Abzweigung Richtung Hawi. Ich versuchte mich gut zu ernähren und zu kühlen. Die Labstationen stehen im Abstand von ca. 11km. An jeder gab’s eine Flasche eiskaltes Wasser über den Kopf. Bis zur Abzweigung nach Hawi war der Wind gnädig mit uns. Auch in der Auffahrt nach Hawi war im Vergleich zu meiner Trainingsfahrt kaum Wind. Beim Wendepunkt angelangt bekam ich meine zwei Flaschen die ich vorbereitet hatte. Die Abfahrt ging schnell vorbei angetrieben vom Rückenwind. Zurück am Queen-K Highway begann dann erst das eigentliche Rennen. Es waren 120km auf dem Rad absolviert die Hitze wurde immer größer und auch der Wind nahm stetig zu. Bis zu diesem Zeitpunkt war ich ca. mit einem 38er Schnitt unterwegs. In meinem Kopf drehten sich die Gedanken um eine neue persönliche Radbestzeit. Allerdings waren zurück nach Kona gefühlt doppelt soviele Hügel zu bewältigen als beim Hinweg. Die Hitze brannte auf der Haut und das Wasser das ich mir zur Kühlung über den Körper verteilte verdampfte binnen weniger Minuten. Die letzten 30 km zogen sich endlos lang dahin. Ich war sehr sehr froh als ich endlich den Airport erblickte und wusste, dass ich fast schon im Stadtgebiet bin. In Kona angekommen geht’s wieder auf den Ali Drive. Nach 5:01h, zwei Minuten über meiner Radbestzeit, nahm mir eine freiwillige Helferin mein Bike am Eingang der Wechselzone ab.

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Die letzten 30 Kilometer auf dem Rad haben mich doch einige Körner gekostet. Aus diesem Grund hielt sich die Vorfreude einen Marathon zu laufen bei mir sehr in Grenzen. Im Wechselzelt herrschte wieder Hochbetrieb. Meine Wechselzeit wurde von einem Dixie-Besuch leider etwas verlängert.

Beim rauslaufen war die Stimmung einfach unglaublich. Den Ali-Drive hinauf und dann wieder rechts die Hualalai Road hinunter. Die ersten 15km geht’s in einer Wendepunkt Strecke am Ali Drive, parallel zum Meer, entlang. Ich versuchte meinen Rythmus zu finden. Allerdings kam ich nur sehr schwer in Gang. Die Hügel am Ali Drive taten ihr übriges. An jeder Verpflegungsstelle gab’s kaltes Wasser über den Kopf und Eis in den Anzug. Schön langsam kam ich ins Laufen auf dem Rückweg bei Laufkilometer 10 wechselte ich auf Cola. Der Zucker pushte mich in dieser schwierigen Phase des Rennens nach vorne. Zurück in Kona galt es die Palani Road zu bezwingen. Ich wollte auf keinen Fall zu gehen beginnen was mir gelang. Dadurch konnte ich einige Athleten überholen. Angekommen am Highway ist man wieder alleine unterwegs. Ein sehr starker Kontrast gegen die unglaubliche Stimmung am Alii Drive. An meinen Füßen machten sich Blasen bemerkbar, da diese durch das ständige kühlen mit Wasser schon auf dem Rad extrem aufgeweicht waren. Nichts desto trotz gings weiter den Highway entlang hinein ins Energy Lab. Die vielen Mythen das es hier besonders heiß ist konnte ich zum Glück nicht bestätigen. Es wehte eine Brise Wind zuerst in den Rücken nach dem Wendepunkt ins Gesicht. Dieser Wind sollte mich bis ins Ziel begleiten. Zum Ausgang des Energylab begannen die ersten Rechenspiele in meinem Kopf. „Es sind noch zehn Kilometer das könnte sich mit einem Sub 9:30 Finish ausgehen. Gib Gas!“ Und so startete ich einen langgezogenen Schlusssprint ich konnte noch einige Athleten überholen. Als es dann die Palani Road runterging begann ich zu feiern. Die Zuschauer peitschten mich mit den Worten „You’re almost there!“ und „Good job!“ auf den letzten Kilometer. Diese waren trotz schmerzender Beine einfach unglaublich. Am Alii Drive war die Stimmung unbeschreiblich ich feierte meinen Zieleinlauf als ob ich das Renenn gewonnen hätte!

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Rückblickend glaube ich, dass dies mein bestes Rennen war das ich je gemacht habe. Durch den sehr starken Wind, die extreme Hitze und die zu bezwingenden Höhenmeter war das mit Abstand der schwierigste Ironman den ich gemacht habe. Genau so sollte es auch sein beim Ironman Hawaii.

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Zum Rennen möchte ich noch anmerken: Es ist unglaublich wie perfekt die Veranstaltung organisiert ist. Es gibt kaum Wartezeiten beim Check-In oder bei der Registrierung. Jeder Handgriff sitzt. Die Helfer sind extrem freundlich und wissen auch über den Ablauf sehr genau bescheid.

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Nach dem Bike Check-out ging ich mit meinen Begleitern nochmals zur Finishline und wir schauten uns die letzten zwei Stunden an der Ziellinie an. Die Stimmung war unbeschreiblich jeder Teilnehmer wurde von Mike Reilly mit den Worten „You are an Ironman!“ empfangen und gefeiert wie ein Sieger.

Es bleiben viele wunderschöne Erinnerungen an diesen langen Tag.

Vielen Dank für die vielen Glückwünsche sowohl vor als auch nach dem Rennen!

Ein besonderer Dank gilt meinen Sponsoren die mich unterstützt haben:

Vulkan USA, DEMA Engineering, Tri Out, Metzgerei Auernig und natürlich meiner Familie!

Vielen Dank!!

Nach einer langen Saison geht’s jetzt in die Offseason. Ein bisschen Abstand vom Triathlonsport gewinnen um dann wieder voll motiviert in die nächste Saison zu starten.

Aloha aus Hawaii

Bernhard

3 Gedanken zu „Kona Diary: Race Day

  1. Marlene

    Wow Bernhard, ich hab jetzt Gänsehaut nachdem ich dein Ironman-Tagebuch gelesen hab … So beeindruckend! Alles Gute von uns zu dieser Wahnsinns-Leistung!!! (ich weiß Markus hat dir auch schon gratuliert, aber doppelt hält besser 😉 )

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  2. Jörg Nottebohm

    nun, ist ja alles so normal, neunter (9 !!!!!) Platz bei der Weltmeisterschaft, hab Gänsehaut bekommen beim Lesen deines Berichts,
    sensationell überragend Bub !!!,
    dein neben der family größter Fan

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